LCA-Pflicht
Was Unternehmen in den nächsten Jahren wirklich erwartet

Produkt-Footprints und Ökobilanzen (LCA/PCF/PEF) werden schrittweise Pflichtbestandteil von Produktanforderungen in der EU. Das erfolgt über die Ecodesign-Verordnung (ESPR) mit Digitalem Produktpass (DPP) per delegierten Rechtsakten je Produktgruppe sowie bereits heute über sektorale Vorgaben (z. B. Batterieverordnung). Früh priorisiert sind u. a. Textilien, Möbel, Reifen, Matratzen, Stahl, Aluminium – erste Anforderungen greifen ab 2027/2028. Wer jetzt die Datengrundlage aufbaut, spart Kosten, reduziert Risiken und beschleunigt Marktzugang.

Der neue Rahmen: ESPR & Digitaler Produktpass

Mit der Ecodesign for Sustainable Products Regulation – ESPR (Regulation (EU) 2024/1781) schafft die EU den Rechtsrahmen, um produktbezogene Nachhaltigkeitsanforderungen verbindlich zu machen – inkl. Datenpflichten im Digitalen Produktpass (DPP). Welche Produktgruppen welche Daten liefern müssen, legt die Kommission schrittweise per delegierten Rechtsakten fest. Die Verordnung ist seit 28.06.2024 in Kraft.

Produktgruppen & Timing. In der veröffentlichten ESPR-Arbeitsplanung werden Textilien, Möbel (inkl. Matratzen), Reifen, Eisen/Stahl, Aluminium sowie weitere Gruppen als priorisiert genannt. Die Kommission skizziert, dass erste Anforderungen ab 2027/2028 gelten können (nach Annahme der jeweiligen delegierten Akte).

Was das praktisch heißt: Unternehmen müssen produktbezogene Umweltdaten strukturiert bereitstellen – häufig LCA-basiert (z. B. PEF-Indikatoren, PCF), maschinenlesbar für den DPP und kompatibel mit Datenräumen.

Sektorale Vorreiter: Batterien zeigen die Richtung

Die Batterieverordnung (Regulation (EU) 2023/1542) macht es vor: CO2-Fußabdruck nach vorgegebenen Regeln, Performance-Klassen und ein digitaler Batteriepass werden verbindlich – mit gestaffelten Anwendungsdaten über mehrere Jahre. Das ist die Blaupause, wie produktgruppenspezifische LCA-Vorgaben künftig aussehen.

„LCA-Pflicht“ - was heißt das konkret?

Eine allgemeine LCA-Pflicht für alle Produkte gibt es (noch) nicht. Aber:

  • ESPR/DPP werden je nach Produktgruppe konkrete Daten- und Nachweispflichten vorschreiben – LCA/PEF/PCF-Daten sind dabei der Standardweg.
  • Parallel setzen Branchen-Datenräume (z. B. Catena-X im Automotive) einheitliche Austauschregeln für den Product Carbon Footprint und den PCF-Daten durch – faktisch eine Marktanforderung der OEMs in der Lieferkette. Catena-XBosch Assets
  • Ergänzend wird es mit der EU Green Claims Directive zur Pflicht, jede ausdrückliche Umweltaussage eines Unternehmens mit einem LCA zu belegen und extern zu verifizieren, bevor sie kommuniziert wird.

Praktisch heißt das: Wenn ein Produkt als „klimaneutral“, „biologisch abbaubar“, „CO2-frei“ oder „mit 30 % recyceltem Kunststoff“ beworben wird, muss der Anbieter LCA-gestützt nachweisen können, dass das stimmt.

Bottom line: In vielen priorisierten Branchen wird eine prüffähige, skalierbare LCA/PCF-Datengrundlage zur Zulassungsvoraussetzung bzw. zum K.O.-Kriterium in Ausschreibungen.

Welche Branchen sind betroffen?

Die ersten Produktgruppen, für die ein Digitaler Produktpass (DPP) verpflichtend wird, sind gemäß EU-Arbeitsplanung und begleitenden Präsentationen, insbesondere Textilien, Schuhe, Möbel (inkl. Matratzen), Reifen, Metall & Stahl, Bauprodukte, Elektronik und Maschinen.

Erste Produktgruppen unter der ESPR (gemäß Artikel 18):

  • Grundstoffe: Eisen und Stahl, Aluminium.
  • Textilien und Schuhe: Insbesondere Bekleidung und Schuhwerk.
  • Möbel: Diese Kategorie schließt auch Matratzen ein.
  • Reifen: Die Anforderungen erstrecken sich auf Reifen.
  • Chemikalien: Reinigungsmittel, Anstrichmittel und Schmierstoffe.

Weitere Produktgruppen in späteren Arbeitsplänen:

  • Haushaltselektronik: Haushaltsgeschirrspüler, Haushaltswaschmaschinen und -trockner, Kühl- und Gefriergeräte.
  • professionelle Geräte: Professionelle Geschirr- und Waschmaschinen.
  • Elektromotoren
  • Elektronische Displays: Fernseher, Monitore, Bildschirme.
  • Lichtquellen: Lampen und ihre Betriebsgeräte (Vorschaltgeräte).
  • Andere: Ladegeräte für E-Fahrzeuge, Wäschetrockner, Schweißgeräte, Smartphones und Tablets sowie Möbel.

Fazit

Die verbindliche Einführung des DPP für die genannten Produktgruppen erfolgt gestaffelt ab den Jahren 2027/2028, geregelt jeweils in produktspezifischen Delegierten Rechtsakten der neuen Ökodesign-Verordnung (ESPR). Priorität haben Textilien, Metall/Stahl, Möbel und Elektronik; alle weiteren Gruppen folgen in den nächsten Jahren gemäß aktualisiertem EU-Arbeitsplan.