Ökobilanzierung im produzierenden Mittelstand
Fakten und Trends

Nachhaltigkeit ist vom Schlagwort zur Geschäftsrealität geworden. Immer mehr Unternehmen müssen die Ökobilanz ihrer Produkte – sogenannte Product Environmental Footprints (PEF) – erfassen und offenlegen. Regulatorische Vorgaben zwingen Firmen dazu, Umweltauswirkungen wissenschaftlich fundiert nachzuweisen.

Gleichzeitig wächst der Druck von Kunden, Investoren und Partnern, glaubwürdige Footprints vorzulegen. Dieser Artikel gibt einen faktenbasierten Überblick über den Markt, aktuelle Entwicklungen sowie Chancen und Herausforderungen der Ökobilanzierung.

Marktüberblick

Der Markt für Ökobilanzierung und Produkt-Fußabdrücke befindet sich in einer Phase des schnellen Wandels. Unternehmen sehen sich mit steigenden Anforderungen konfrontiert: Laut einer Gartner-Analyse entfallen rund 80 % der Emissionen vieler Firmen auf indirekte Scope-3-Emissionen, die außerhalb des eigenen Betriebs entstehen und nur schwer messbar sind. Gleichzeitig verlangen Gesetzgeber verstärkt Nachweise: Die EU empfiehlt den Product Environmental Footprint als Standardmethode und könnte diese in den nächsten Jahren verpflichtend machen. Schon ab 2024 fordert die neue EU-Richtlinie CSRD von Großunternehmen, so weit wie möglich Primärdaten für Umweltangaben zu nutzen. Zudem treten neue Konzepte in den Vordergrund – Digitale Produktpässe etwa sollen ab 2027 schrittweise für einige Produktkategorien Pflicht sein, beginnend mit Batterien, um den Lebenszyklus eines Produkts transparent zu dokumentieren.

Parallel dazu häufen sich Nachhaltigkeits-Versprechen (sog. Green-Claims) im Marketing, doch viele sind ungenau oder unbelegt. Eine geplante EU-Richtlinie gegen Greenwashing schreibt vor, dass freiwillige Umweltclaims mit wissenschaftlichen Fakten und umfassenden Lebenszyklusanalysen (sog. Life Cycle Assessments, kurz LCA, ein Synonym für Footprints) untermauert werden müssen. Die Botschaft lautet: „No data, no claim“ – ohne belastbare Daten kein grünes Versprechen. Entsprechend stark ist der Trend zu datengestützter Nachhaltigkeit. So berichten Analysten, dass automatisierte LCA-Tools derzeit stark nachgefragt werden – getrieben durch unterschiedliche Stakeholder von Regulatoren bis Verbrauchern. Eine aktuelle Umfrage zeigt zugleich die Lücke: Zwar haben 87 % der Unternehmen ambitionierte Klimaziele, aber nur 26 % nutzen bislang ein spezialisiertes System, um ihre Nachhaltigkeitsleistung zu steuern. Hier offenbart sich ein großer Bedarf an skalierbaren Lösungen.

Chancen und Herausforderungen

Die Chancen einer robusten Ökobilanzierung sind vielfältig. Erstens wird Nachhaltigkeits-Reporting zunehmend zur Compliance-Pflicht: Wer frühzeitig Systeme etabliert, kann kommende Vorschriften (etwa zur PEF-Methode oder digitale Pässe) ohne Hektik erfüllen. Zweitens verschafft glaubwürdige Datentransparenz einen Wettbewerbsvorteil – Unternehmen, die ihre Umweltperformance belegen können, heben sich von Mitbewerbern ab, die nur vage ökologische Versprechen abgeben. Drittens ermöglicht ein genauer Umwelt-Fußabdruck das Identifizieren von Effizienzpotenzialen: Was man misst, kann man managen. So lassen sich Hotspots im Lebenszyklus aufdecken und gezielt Emissionen sowie Kosten reduzieren. Moderne Carbon-Management-Plattformen helfen bereits heute, gesetzliche Anforderungen wie die CSRD oder den CO2-Grenzausgleich (CBAM) zu erfüllen, die Lieferkettentransparenz zu verbessern und Nachhaltigkeit in einen messbaren Geschäftsvorteil zu verwandeln. Nicht zuletzt erwarten Kunden immer häufiger Auskünfte zur Klima- und Umweltwirkung von Produkten – etwa ISO-zertifizierte Fußabdrücke auf Anfrage. Mit automatisierten LCA-Systemen können Hersteller solche Informationen nahezu in Echtzeit bereitstellen, was die Bindung umweltbewusster Kunden stärkt.

Diesen Möglichkeiten stehen jedoch erhebliche Herausforderungen gegenüber. Eine zentrale Schwierigkeit ist die Datenbeschaffung. Gerade Scope-3-Emissionen aus Vorleistungen und Nutzung erfordern detaillierte Primärdaten von Lieferanten und aus der Produktion – doch diese Daten sind oft fragmentiert oder gar nicht vorhanden. Experten betonen, dass eine Fülle an hochwertigen Primärdaten nötig ist, um LCAs automatisiert und präzise zu erstellen. In der Praxis müssen dazu Sensoren, Maschinen und IT-Systeme integriert werden, die den Ressourcen- und Energieverbrauch laufend erfassen. Viele Firmen zögern allerdings im Angesichts des Aufwands: Noch dominiert in Teilen die manuelle Datensammlung etwa via Excel, was zu langsamen, ungenauen Ergebnissen führt. Ein weiteres Hindernis ist die Komplexität der Analysen. Eine vollständige Ökobilanz umfasst zahlreiche Indikatoren (von Treibhausgasen über Wasser- und Landnutzung bis hin zu Biodiversität). Ohne spezielle Software und Expertise sind solche Berechnungen zeit- und kostenintensiv – eine einzelne manuell durchgeführte Produkt-LCA kann über 6 Monate dauern und zehntausende Euro kosten. Ferner müssen die Ergebnisse überprüfbar und Audit fähig sein, damit sie externen Prüfungen standhalten. Das erfordert standardisierte Methoden (ISO 14040/44, GHG Protocol) und regelmäßige Updates der Daten. Schließlich steckt auch die Infrastruktur teilweise noch in den Kinderschuhen: Konzepte wie der digitale Produktpass werden zwar pilotiert, aber ein universelles, branchenübergreifendes System ist im Aufbau. Unternehmen bewegen sich also in einem Spannungsfeld zwischen steigenden Anforderungen und (noch) unvollständigen Lösungen.

Praxisbeispiele und Anwendungsfälle

In der Praxis zeigen sich bereits Wege, wie Ökobilanzierung zum Mehrwert wird. Ein Beispiel sind große Konsumgüterhersteller, die tausende Produkte im Portfolio haben. Früher wäre es undenkbar gewesen, für jedes Produkt eine individuelle Ökobilanz zu berechnen – heute ermöglichen automatisierte LCA-Tools genau das. Unserer Lösung bloom erlaubt Firmen, zigtausende Produktfußabdrücke in wenigen Klicks zu erstellen und dabei erheblich an Zeit und Kosten einzusparen. Dadurch kann ein Hersteller seinen Geschäftskunden zu jedem Artikel umgehend den Footprints liefern, statt monatelang auf eine Analyse warten zu müssen. Auch im Maschinenbau oder der Automobilzulieferindustrie zahlt sich der Datenansatz aus: Hier werden komplexe Stücklisten (Bills of Materials) und Produktionsdaten angebunden, um selbst für kundenspezifische Varianten automatisch ökologische Kennzahlen zu generieren. Die Vorteile zeigen sich nicht nur extern, sondern auch intern – etwa im Energiemanagement. Durch die direkte Messung an Anlagen können Unternehmen parallel zur Ökobilanzierung ihren Energieverbrauch nach ISO 50001 überwachen und optimieren (ein Bereich, der typischerweise ~20 % der Betriebskosten betrifft). Die erfassten Prozessdaten fließen gleichzeitig in das Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 ein, was Doppelarbeit erspart (Herstellerangabe). So entsteht eine Synergie: Dieselben Daten, die für den Product Environmental Footprint genutzt werden, helfen auch dabei, Stromfresser zu identifizieren oder Emissionen in der Fabrik zu verringern. Mittelständische Unternehmen können auf diese Weise mit einer integrierten Lösung mehrere Ziele erreichen – vom Footprint ihrer Produkte über gesetzeskonforme Berichte bis hin zu handfesten Einsparungen im Betrieb.

Ein konkretes Szenario ist die Einführung einer vollautomatisierten LCA-Software mit optionaler Hardware-Anbindung wie unsere Lösung bloom. Hier werden Sensoren direkt an Produktionsmaschinen angebracht, um z.B. Prozessdaten live zu erfassen. Die Software erstellt daraus prüfbare, standardkonforme Lebenszyklusanalysen für jedes Produkt – ohne manuelles Zutun. Diese Footprints lassen sich etwa in Echtzeit in einen digitalen Produktpass einspeisen, der Kunden und Aufsichtsbehörden lückenlos über die Herkunft, CO2-Bilanz und Nachhaltigkeit eines Produkts informiert. Gleichzeitig bleibt das System skalierbar: Aktuell kann bloom auch rein als SaaS-Lösung („AutoLCA“) genutzt werden, um automatisiert Footprints auf Basis vorhandener Daten und Datenbanken zu berechnen. Wenn in Zukunft höhere Primärdaten-Anforderungen gestellt werden – sei es durch strengere Gesetze oder Kundenwünsche – kann das Hardware-Modul einfach zugeschaltet werden, ohne dass ein Systemwechsel nötig ist. Diese Extrameile zahlt sich strategisch aus: Spätestens wenn Regulatorik, Kunden und Finanzinstitute explizit echte Prozessdaten verlangen, sind Unternehmen mit solch einer Lösung im Vorteil, da sie ohne Zeitverlust valide Daten liefern können. So wird Nachhaltigkeit messbar und skalierbar – kein Hype, sondern ein Werkzeug für die Realität.

Fazit

Ökobilanzierung und Product Environmental Footprints entwickeln sich vom Nischenthema zum neuen Standard in der Wirtschaft. Der Marktüberblick zeigt: Regulatorische Initiativen wie CSRD, das ESPR-Paket (mit digitalen Produktpässen) oder die Green-Claims-Richtlinie erhöhen den Druck auf Unternehmen, transparente und faktenbasierte Umweltangaben zu machen. Zugleich bieten innovative Technologien einen Ausweg aus der Komplexität: Von automatisierten LCA-Plattformen über IoT-gestützte Datenerfassung bis hin zu branchenspezifischen Datenpools – die Tools werden reifer. Die Herausforderung bleibt, frühzeitig die richtigen Systeme zu implementieren, die sowohl heute Nutzen stiften (z.B. schnellere Berichte, Kostenersparnis durch Effizienz) als auch künftige Anforderungen erfüllen können. Wer Nachhaltigkeit nicht nur versprechen, sondern belegen will, braucht belastbare Zahlen. Die Extrameile, etwa in Form eines Hardware-Moduls für Primärdaten, kann dabei zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden, wenn aus Hype-Ankündigungen echte Taten folgen. Unterm Strich ist die Ökobilanzierung kein Selbstzweck der Regulierung, sondern ein Instrument, um den eigenen Betrieb zukunftsfähig zu machen – ökologisch wie ökonomisch.

Warum bloom + Hardware? Zukunftssicherheit per Plug-in

Mit AutoLCA bietet bloom heute bereits eine reine SaaS-Lösung, die Footprints automatisch aus bestehenden ERP-, MES- und Stücklistendaten errechnet. Doch die Regulatorik bewegt sich schnell: CSRD verlangt zunehmend Primärdaten, die ESPR-Verordnung wird digitale Produktpässe vorschreiben, und Finanzinstitute koppeln Kredite vermehrt an nachweisbare Scope-3-Kennzahlen. Genau hier setzen wir die sprichwörtliche Extrameile an: Unser modulares IoT-Gateway kann jederzeit zugeschaltet werden, ohne den bestehenden Software-Stack auszutauschen. Es liest Energie-, Material- und Prozesswerte direkt an den Maschinen aus und verwendet sie zur LCA Berechnung. So lassen sich künftige Primärdaten-Anforderungen flexibel erfüllen – ob sie 2026 von einem OEM, 2027 vom Digital Product Passport oder 2028 von der Hausbank kommen.

Das Hardware-Modul schafft zudem doppelte Synergien:

  • ISO 50001-konformes Energiemanagement (Lastspitzen, Effizienzpotenziale)
  • ISO 14001-gestütztes Umweltmanagement auf derselben Datenbasis

Für mittelständische Fertiger bedeutet das: ein System, drei Nutzen – belastbare Footprints, zertifizierte Energie- und Umweltkennzahlen – ohne Mehrfach¬investitionen, ohne Dateninseln und mit erheblich reduziertem Auditaufwand. Wer heute skaliert, ist morgen regulatorisch einen Schritt voraus und spart langfristig Zeit, Kosten und Risiko.

FAQ